Eröffnung des Konzerthauses Dortmund

Offener Brief an Kultur und Projekte Dortmund GmbH, 11. September 2002

An

Kultur und Projekte Dortmund GmbH
z. Hd. Herrn Stüdemann
Brückstraße 21
44135 Dortmund

Sehr geehrter Herr Stüdemann,
sehr geehrte Damen und Herren,

auch für uns GRÜNE im Kreisverband Dortmund ist Musik eine der schönsten "Nebensachen der Welt", Orte der Musik sind auch für uns Stätten der Freude.

Angesichts der Sparpolitik in Bund, Land und Kommunen stellt sich für uns jedoch die Frage nach den Prioritäten. Aus unserer Sicht sollte die Sicherung und Bezahlbarkeit von z.B. Hortplätzen für die Kinder unserer Stadt Vorrang haben vor dem Bau eines Konzerthauses, das für diejenigen Menschen, die in unserer Stadt unter den finanziellen Kürzungen leiden, in der Regel noch nicht einmal am Rande Bedeutung hat.

Bei ständig zunehmenden Kürzungen im sozialen Bereich ist es aus unserer Sicht nicht verantwortbar, wenn gleichzeitig ein solches Imageprojekt errichtet und auf Dauer mit erheblichen Folgekosten unterhalten wird, zumal die Nutzung dieser Einrichtung angelegt ist weit über die Grenzen Dortmunds hinaus. Hier profitieren besonders die Menschen im 'Speckgürtel Dortmunds', in Städten und Gemeinden, in denen Steuern gezahlt werden, die in Dortmund erwirtschaftet werden, die die sozialen Lasten Dortmunds aber nicht tragen.

Von Anfang an hatten wir im Vorstand des Kreisverbandes Dortmund nicht vor, an der Eröffnungsveranstaltung teilzunehmen. Wir wollten unsere Karten weitergeben an zwei alleinerziehende Mütter, die unter den Kürzungen im sozialen Bereich besonders leiden, die allein aus finanziellen Gründen ein reguläres Konzert nie werden besuchen können. Sie weisen jedoch in Ihrem Anschreiben ausdrücklich darauf hin, dass diese Karten an unsere Personen gebunden sind. Wir möchten daher diesen Frauen die Peinlichkeit ersparen, beim Einlass auch hier abgewiesen zu werden. Deshalb geben wir Ihnen unsere Karten zurück. So werden diese beiden Plätze frei bleiben. Sie sind ein kleines Symbol für diejenigen, die auf Dauer die Kosten tragen, aber sonst außen vor bleiben.

Der Ort der Musik, der ein Ort der Freude sein sollte, wird in diesem Sinne für uns zu einem Symbol der wachsenden sozialen Kälte in unserer Gesellschaft. An Ihrer weiteren konzeptionellen Planung wird es liegen, ob sich dieser Eindruck weiter verstärkt, oder ob es Möglichkeiten gibt, die Betroffenen an Ihrer Arbeit teilnehmen zu lassen - wenn das Konzerthaus nun schon einmal da ist. Die zukünftige Sozial-, Jugend-, und Schulpolitik in dieser Stadt wird zeigen, wo Prioritäten gesetzt werden.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und damit uns allen in dieser Stadt eine erfolgreiche und "freudebringende" Arbeit für diese Stadt.

Für den Kreisvorstand
Hilke Schwingeler, Sprecherin

gez. Martina Müller, Kreisgeschäftsführerin