Wohin nach PISA? - Eine Schule für alle Kinder?

Diskussion mit Brigitte Schumann und Hilke Schwingeler

Pressemitteilung, 24. Juni 2002

Mittwoch, den 26. Juni 2002, um 19.00 Uhr im Kreisverbandsbüro

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN geht es bei der Vision "Eine Schule für alle Kinder" nicht um die z.Zt. übliche Gesamtschule, sondern sie ist so gedacht wie die Schulsysteme, die bei PISA so viel besser abgeschnitten haben - als stadtteilintegrierte Schule als Lern- und Lebensraum, mit dem sich die Schüler/-innen identifizieren, der Lernen in Sinnhaftigkeit und im sozialen Kontext ermöglicht, in dem mit Stärken und Schwächen der Schüler/-innen akzeptierend und konstruktiv umgegangen wird, was selbstverständlich eine intensive Auseinandersetzung mit den einzelnen Schüler/-innen bedeutet. Voraussetzung ist dabei selbstverständlich u.a. die nach PISA lauthals geforderte Diagnosekompetenz der Lehrer/-innen. Wohin aber mit den Erkenntnissen aus diversen Diagnosen, wenn im bestehenden System nicht die Möglichkeiten bestehen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, weder personell, räumlich oder / und in den bestehenden Strukturen.

Und alle scheinbar konkreten Maßnahmen, die von der Politik und insbesondere von der NRW-Ministerin Behler als Konsequenzen aus PISA gezogen werden, sind noch nicht einmal Kurieren an Symptomen, sondern populistischer Aktionismus, aber auch Ignoranz gegenüber den Problemen derjenigen Schülerinnen und Schüler, die eben Eltern haben, die - aus welchen Gründen auch immer - an ihrer schulischen Karriere nicht interessiert sind. Die werden zur Mitarbeit nicht erreicht, wenn nicht Kindergarten in mindestens seinem letzten Jahr Pflicht wird, die werden nicht erreicht durch noch mehr schriftliche Berichte, die sie genauso wenig zur Kenntnis nehmen werden wie die Zeugnisse und die Einladungen zu Elternsprechtagen heute.

Dass Umfragen ergeben haben, dass mehrheitlich die Menschen in unserem Lande keine flächendeckende Gesamtschule wollen, kein Abschaffen des Sitzenbleibens, ist kein Gegenbeweis, wenn Schule so gedacht wird und selbstverständlich ist, wie sie besteht. Dass wir beginnen müssen, Schule "anders zu denken", muss endlich in die Köpfe auch derjenigen, die über Finanzen entscheiden. Es ist zu einfach, eine andere Lehrerausbildung zu fordern, wenn die in den letzten Jahren ausgebildeten Lehrer/-innen mehrheitlich überhaupt keine Chancen hatten, ihre "Bilder" einer zukunftsorientierten Schule umzusetzen, weil sie nicht eingestellt wurden.

Wir wollen wirklich Konsequenzen aus PISA ziehen und stellen die Frage nach der Schulstruktur.

Brigitte Schumann und Hilke Schwingeler sind die Sprecherinnen der Landesarbeitsgemeinschaft Schule und Bildung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Martina Müller, Kreisgeschäftsführerin