Das Kriegerdenkmal Oespel dient im 21. Jahrhundert wieder zur Nazi-Propaganda

Manuskript der Rede von Frank Gillmeister auf der Kundgebung vor dem Kriegerdenkmal in Dortmund-Oespel, 8. Mai 2003

Nun stehen wir hier, an einem Ort, der auf die Geschichte hinweisen will, wir aber heute nicht mehr sagen können auf welche Geschichte denn?

Ist es der erste Weltkrieg?

Sind es die Vorbereitungen zum Zweiten Weltkrieg?

Sind es die ehrenvollen Bemühungen der Soldaten zur Vaterlandsverteidigung? Warum aber Vaterlandsverteidigung, wenn es gar kein Verteidigungsgrund war, der den Krieg auslöste? Warum soll die Ehre unglückbringender, gewalttätiger Wehrmachts-Soldaten gebühren, die im letzten Jahrhundert, geführt durch ein faschistisches System, in einem unvorstellbaren Maße Leid über viele Millionen von Menschen gebracht haben.

Und dann noch die hier aufgebrachte, kaum noch lesbare Signierung "UNSERE HELDEN". Waren dies Helden? Waren diese leidverteilenden Soldaten der beiden Weltkriege Helden? Zeigt dieses Kriegerdenkmal auf, was geschehen ist? Was für Entbehrungen, Ängste, Leid und Trauer die Menschen erleben mussten?

Ich denke NEIN! Es ist kein Denkmal im Sinne von "DENK MAL DARÜBER NACH".

Dieses, unter der Schirmherrschaft von NSDAP-Reichsorganisationsleiter Robert Ley in den 30er Jahren eingeweihte Kriegerdenkmal stellt daher in keiner Weise ein Mahnmal dar. Es ist durch seine Darstellung nur Ausdruck einer faschistischen und kriegsverherrlichenden Zeitepoche. Und es ist heute Aufgabe aller demokratischen Parteien, eine Wiederholung dieser Zeiten zu verhindern. Das Mittel der Gewalt ist immer eine Niederlage der Politik, und somit eine Niederlage von uns allen und auch für uns alle. Daran soll der heutige Tag erinnern.

Dieses Kriegerdenkmal ist als Zeichen nationalsozialistischer Kunst ohne weitere Erklärung als öffentliches Denkmal gegen diesen Irrweg der deutschen Geschichte nicht länger tragbar. Es fehlen nämlich bald die Zeitzeugen, die uns von den gemachten Erfahrungen direkt berichten können. Die die Geschichte dieser Zeit uns nahe bringen können. Wir somit aus erster Hand Wahrheiten erfahren können. Übrig bleiben werden, neben der Geschichtsschreibung und den Ausstellungen im täglichen, öffentlichen Leben, solche Monumente. Kein Mahnmal, kein Denk-Mal, sondern nur nationalsozialistische Propaganda.

Wollen wir dies?

Dieses Kriegerdenkmal steht hier am Rande einer ruhigen, schönen Wohnsiedlung, direkt neben einem Kinderspielplatz. Keine Tafel, kein Hinweis, keine Erklärungen. Sollen denn heute die Kinder wieder aufwachsen im Schatten eines solchen Monstrums?

Insbesondere die Vorkommnisse der letzten Jahre am derzeitigen Standort des Kriegerdenkmals und seiner Umgebung, es gab hier immer wieder mal Auffälligkeiten der rechten Szene und auch der Staatschutz ermittelte, bedingen also eine Verlagerung in eine entsprechende Ausstellung, einer ergänzende Erweiterung oder ggf. sogar einen Abriss.

Daher fordert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zusammen mit der Bürgerinitiative BIO-Oespel weiterhin, dieses Kriegerdenkmal von seinem heutigen Standplatz zu entfernen.

Die nebenstehende Siedlung, auch erbaut in den 30er Jahren, sie hieß früher sogar im Volksmund "Robert-Ley-Siedlung", sie wurde von den Bewohnern renoviert und der heutigen Zeit angepasst. Lassen Sie uns dies gemeinsam auch mit diesem Kriegerdenkmal tun!