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Bündnis 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Dortmund

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Kommunalwahlprogramm 2009

Soziales, Kinder und Jugend, Kultur und Sport

3. Schulpolitik

Was haben wir erreicht?

  • Mit dem kommunalen Bildungsbericht hat Dortmund als erste Stadt in NRW eine umfassende Analyse des Schulwesens vorgelegt.
  • Der Ausbau der Offenen Ganztagsschule an Grund- und Förderschulen ist mit 8600 Plätzen fast abgeschlossen.
  • Im Sekundarbereich gibt es den gebundenen Ganztag mittlerweile an neun Gesamtschulen sowie an sieben Hauptschulen.
  • Für die Sanierung unserer Schulen haben wir in den letzten fünf Jahren ca. 250 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
  • Die Sprachförderung ist insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund ausgeweitet worden.
  • Um die Bildungschancen benachteiligter SchülerInnen zu verbessern, haben wir die Schulsozialarbeit an vielen Schulen ausgebaut.
  • Im Rahmen des Modellprojekts "Selbstständige Schule" werden mittlerweile 83 Schulen unterstützt.
  • Durch die Einrichtung des Regionalen Bildungsbüros werden Schulen und Eltern in Bildungsfragen effektiv unterstützt.
  • Durch den Schulentwicklungsfonds werden jährlich 250.000 Euro für innovative Schulprojekte zur Verfügung gestellt.
  • Der kommunale Lernmittelfonds unterstützt einkommensschwache Familien in Dortmund und ihre Kinder bei der Ausstattung mit Schulmaterialien.
  • Durch die Beteilung am Landesprogramm "Kein Kind ohne Mahlzeit" haben wir dafür gesorgt, dass kein Kind aus finanziellen Gründen auf das Mittagessen in der Schule verzichten muss.
  • Nach dem Rückzug der Landesregierung aus der Finanzierung übernimmt die Stadt für einkommensschwache Familien die Kosten der Schulbücher.
  • Die BezirksschülerInnenvertretung ist erstmals mit einem Sitz im Schulausschuss vertreten.
  • Durch die weitere Finanzierung des Projekts "Zeitgewinn" verbessern wir den Übergang von der Schule für SchülerInnen mit besonderem Unterstützungsbedarf.

Das gegliederte Schulsystem ist sozial ungerecht, denn es benachteiligt Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien sowie Kinder mit Migrationshintergrund. Das zeigen alle Untersuchungen und internationalen Leistungsvergleiche der letzten Jahre. Bildung ist aber eine Grundlage für eine umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wir GRÜNE wollen das Schulsystem grundsätzlich verändern, um Chancengleichheit herzustellen und Kinder optimal individuell fördern zu können. Dafür wollen wir auch die - wenn auch geringen - kommunalen Handlungsmöglichkeiten nutzen.

Das Leben und die Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen werden zunehmend von den unsicheren Einkommensstrukturen der Eltern, Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Arbeitslosigkeit, fehlenden Spielmöglichkeiten, beengtem Wohnraum sowie wachsendem Fernseh- und Computerkonsum bestimmt. Diesen Herausforderungen müssen sich die Gesellschaft und insbesondere die Schulen stellen. Der kommunale Bildungsbericht und der "Bericht zur sozialen Lage" haben deutlich aufgezeigt, wo in Dortmund die Probleme liegen.

Wir haben bereits in den letzten Jahren in vielfältiger Weise auf die Herausforderungen reagiert. Zu den Maßnahmen zählen u.a. der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Ausweitung von Schulsozialarbeit, die Beratung durch Schulpsychologen oder auch die Erweiterung von Sprachfördermaßnahmen. Diese Aktivitäten gilt es, in Zukunft noch stärker und mit neuen Instrumenten fortzusetzen.

Kommunalen Bildungsbericht umsetzen und fortschreiben

Mit dem "Ersten kommunalen Bildungsbericht für die Schulstadt Dortmund: Schulentwicklung in Dortmund" haben wir als erste Stadt in NRW eine umfassende und qualitätvolle Analyse des städtischen Schulwesens sowie eine Erfassung der sozialen Situation der Dortmunder Schülerinnen und Schüler erstellt. Vorrangiges Ziel der nächsten Jahre muss es sein, die Handlungsempfehlungen des Bildungsberichts umzusetzen.

Der kommunale Bildungsbericht und der "Bericht zur sozialen Lage" belegen eindrucksvoll, dass in den sozialökonomisch schwierigen Stadtteilen auch die Schulen liegen, deren SchülerInnen vorwiegend aus Familien mit einem geringen Bildungsstand stammen. Deshalb müssen bei einer Fortschreibung des Bildungsberichts sowohl die Analyse als auch die Handlungsempfehlungen auf einzelne Stadtteile und Aktionsräume heruntergebrochen werden. Nur so können die Erfordernisse einzelner Schulen gezielt in den Mittelpunkt gerückt werden.

Eine Schule für alle

Unser GRÜNES Ziel ist eine Schule für alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse anstelle des bisherigen gegliederten Schulsystems. Schule muss ein Ort werden, an dem unterschiedlich begabte, behinderte und nicht behinderte, deutsche und nichtdeutsche Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend gefördert werden. Eine solche einheitliche Schule ist am besten geeignet, eine demokratische, am Ziel der Chancengleichheit orientierte Bildung zu vermitteln.

Eine grundsätzliche Veränderung des Schulsystems kann allerdings nur auf Landesebene beschlossen werden. Hier stellt sich die CDU/FDP-Landesregierung mit dem starren Festhalten am gegliederten Schulsystem allen wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen entgegen.

Wir GRÜNE treten dafür ein, unterhalb der Landesebene alle kommunalen Möglichkeiten auf dem Weg zu einer Schule für alle zu nutzen - z.B. durch verstärkte Kooperationen der unterschiedlichen Schulformen. Sollte es Modellprojekte oder Initiativen des Landes geben, die dem Ziel einer Schule für alle entsprechen, sind sie von der Stadt Dortmund wahrzunehmen.

Ganztagsschule ausweiten - qualitätvoll und bedarfsgerecht

Viele Eltern und Kinder erleben das mittlerweile flächendeckende Angebot an offenen Ganztagsgrundschulen als Bereicherung und Erleichterung. Dies kann aber nur der erste Schritt sein. Im Sekundarbereich gibt es den gebundenen Ganztag erst an neun Gesamtschulen sowie an sieben Hauptschulen. Kurz- und mittelfristig werden wir an 46 Schulen Aufenthalts- und Verpflegungsmöglichkeiten für die Übermittagsbetreuung sicherstellen. Langfristig werden in Dortmund auch Gymnasien und Realschulen zum gebundenen Ganztag übergehen. Dabei muss sichergestellt sein, dass an allen Werktagen, auch in den Ferien, in den Stadtteilen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder angeboten werden.

Ohne massive finanzielle Unterstützung von Bund und Land wird dies nicht möglich sein. Die bisherigen Förderprogramme, insbesondere des Landes, z.B. für den Bau von Mensen und Speiseräumen, bleiben weit hinter den Notwendigkeiten zurück. Um die vorhandenen Mittel bestmöglich zu nutzen, treten wir für eine Zusammenarbeit benachbarter Schulen ein.

Wer den ganzen Tag in der Schule ist, muss ein gesundes Mittagessen bekommen. Für Kinder, deren Eltern das Essen nicht bezahlen können, muss ein entsprechendes Angebot gesichert werden.

Ganztagsschulen haben die Chance, sich für Aufgaben und Initiativen im Stadtteil zu öffnen. Als "gemeindenahe Schule" oder "Haus des Lernens" kann die Schule ihre Erziehungs- und Bildungsprozesse mit anderen Bereichen wie Arbeit, Wohnung, Gesundheit und Freizeit verbinden. Dies setzt jedoch im Bereich Schule und Jugendarbeit eine enge Vernetzung der zuständigen Ämter untereinander und mit den lokalen Akteuren vor Ort voraus. Durch die Zusammenlegung von Schule und Jugendarbeit in einem gemeinsamen Dezernat haben wir GRÜNE die Voraussetzung geschaffen, um die Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Schulen und Jugendeinrichtungen zu verbessern.

Werden Schulen zu Treffpunkten in den Stadtteilen, verändert sich auch ihr unmittelbares Umfeld. Schulhöfe z.B. müssen entsprechend umgestaltet und auch für Aktivitäten nach Schulschluss geöffnet werden. Zäune um unsere Schulen lehnen wir ab.

Bei weniger SchülerInnen bessere Schulen für alle

Der Bildungsbericht hat klar gemacht, dass es in den kommenden Jahren in Dortmund weniger SchülerInnen geben wird. Bis zum Jahr 2018 werden die Zahlen im Vergleich zu 1998 um ein Viertel zurückgehen. Schon jetzt wird in einigen Schulen die Mindestanzahl der für einen Schulbetrieb notwendigen SchülerInnen nicht erreicht. Dadurch frei werdende Kapazitäten wollen wir nutzen und sowohl das Ganztagsangebot als auch Fördermöglichkeiten ausbauen.

Wir GRÜNE wollen bedarfsgerechte und wohnortnahe Schulen. Das gilt insbesondere für die Grundschulen. Hier gilt für uns das Motto: "Kurze Beine, kurze Wege". Für die Grundschulen sollten die Schulstandorte deshalb trotz rückläufiger SchülerInnenzahlen erhalten bleiben. Wenn dies nicht möglich ist, muss die Zusammenarbeit von Schulen durch die Schaffung von Außenstellen geprüft und bei Bedarf umgesetzt werden.

Insbesondere bei den Hauptschulen gab es bereits in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang der Aufnahmezahlen. Schulwahlentscheidungen sind laut Bildungsbericht mittlerweile nicht nur Entscheidungen für eine Schulform, sondern explizit auch gegen die Hauptschule. Dieser Prozess ist nicht mehr umkehrbar. Nach den Untersuchungen des Bildungsberichts werden deshalb von heute 17 Hauptschulen im Jahr 2016 nur noch fünf bis - optimistisch gerechnet - 14 Schulen benötigt.

Vor diesem Hintergrund fordern wir eine schnelle Entwicklung mittel- und langfristiger Konzepte für ein bedarfsgerechtes Schulangebot. Dabei muss auch über die Zusammenlegung oder sogar Schließung einzelner Schulstandorte nachgedacht werden. Dadurch frei werdende, insbesondere finanzielle Mittel müssen dem Schulbereich erhalten bleiben. Unser GRÜNES Ziel heißt deshalb: bei weniger SchülerInnen bessere Schulen für alle.

Schulsanierung

Die kommunale Schulpolitik ist inhaltlich und personell im Wesentlichen durch die Landespolitik bestimmt. Die primäre Aufgabe der Stadt als Schulträgerin ist es jedoch, die räumlichen Unterrichtsbedingungen an den Dortmunder Schulen zu verbessern. In den vergangenen fünf Jahren haben wir ca. 250 Millionen Euro für die Sanierung unserer Schulen zur Verfügung gestellt. Grundsanierung und Brandschutz, Fachraumerneuerung, die Schaffung von Räumlichkeiten für den Ganztag sowie der Ersatz von Pavillons durch Neubauten haben zu einer spürbaren Verbesserung der Schulbedingungen beigetragen. Dabei sind ökologische Kriterien und energiesparendes Bauen Standard geworden.

Angesichts der noch bestehenden baulichen Mängel an den Schulgebäuden wird die Sanierung weiterhin eine wichtige Aufgabe der GRÜNEN Politik bleiben. Ein Ziel ist, dass bis Ende der Wahlperiode 2014 keine SchülerInnen mehr in Pavillons lernen müssen. Außerdem haben wir uns für die Wiedereinführung der Grundreinigung an Schulen eingesetzt. Gerade auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Ganztagsangebote in den Schulen ist eine jährliche Grundreinigung der Schulen substanzerhaltend. Die Stadt spart langfristig Geld, wenn Schulen und Inventar länger halten.

Neue Konzepte für die Sekundarstufe II und die Berufskollegs

Bei Gesamtschulen und Gymnasien setzen wir uns für Kooperationen bei der Sekundarstufe II ein, um ein vielfältiges Kursangebot auch an kleineren Oberstufen zu ermöglichen und Unterrichtsengpässe zu vermeiden.

Gerade bei den Gesamtschulen waren die Anmeldezahlen in den vergangenen Jahren immer höher als die Aufnahmemöglichkeiten. Das zeigt den Wunsch vieler Eltern und SchülerInnen nach einem Schulsystem mit einem längeren, gemeinsamen Lernen, einem Lernen, das Freiräume für individuelle Orientierung lässt - anders als beim sog. Turboabitur nach zwölf Jahren. Diesem Wunsch müssen wir in Dortmund da, wo wir es mit unseren kommunalen Möglichkeiten können, gerecht werden.

Die Dortmunder Berufskollegs haben sich bereits in den letzten Jahren auf die Veränderungen in der wirtschaftlichen und beruflichen Situation eingestellt. Die Gründung eines IT- und Medien-Berufskollegs war hier ein wichtiger Schritt. Und am Gisbert-von-Romberg-Kolleg können sich KinderpflegerInnen nun zu ErzieherInnen ausbilden lassen und damit gemäß dem neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz) weiter in den Kindertageseinrichtungen arbeiten. Hier müssen ggf. weitere Ausbildungsplätze geschaffen werden.

Durch die komplette Sanierung des Brügmann-Blocks und den geplanten Neubau des Robert-Bosch-Berufskollegs auf dem U-Gelände sind die Dortmunder Berufskollegs für die Herausforderungen der nächsten Jahre gut gerüstet. Beim Robert-Schuman-Berufskolleg treten wir für einen Verbleib am bisherigen Standort an der Sckellstraße ein. Eine Sanierung dort entspricht den Vorstellungen der Schule und ist finanziell günstiger als ein Neubau auf dem U-Gelände.

Gemeinsamer Unterricht

Bündnis 90/DIE GRÜNEN setzen sich für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten SchülerInnen ein. In Grundschulen sollen weitere Integrationsklassen eingerichtet werden, die ihre Fortsetzung in der Sekundarstufe I finden müssen. Wir wollen erreichen, dass sich die Anzahl der Plätze für behinderte Kinder in Regelschulen bis 2014 verdoppelt. Entscheidend für das Gelingen der Integration ist, dass an den jeweiligen Schulen dem Förderbedarf der Kinder mit Behinderung voll entsprochen wird (siehe auch Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe - Menschen mit Behinderung, S. 15).

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums "Sonderpädagogische Förderung Dortmund-West" sollen in Zukunft auf alle Stadtteile übertragen werden.

Kompetenzzentrum Sonderpädagogische Förderung Dortmund-West

Die Dellwig-Förderschule und die Förderschule an der Froschlake kooperieren bei diesem Pilotprojekt, bei dem Förderschulen zu Kompetenzzentren für sonderpädagogische Förderung ausgebaut werden sollen. Ziel ist, dass SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf häufiger als bisher wohnortnah und integrativ in den Regelschulen beschult werden können.

Durch eine enge Zusammenarbeit der Kompetenzzentren mit den allgemeinen Schulen, aber auch durch unterstützende Angebote der Schulträger u.a. aus dem Bereich der Jugendhilfe, der Erziehungs- und Elternberatung sowie durch eine Zusammenarbeit mit Familienzentren oder schulpsychologischen Beratungsstellen soll das Konzept dazu beitragen, dass Kinder früher und gezielter gefördert werden.

Kinder und Familien mit Migrationshintergrund fördern

Die Bildungschancen von MigrantInnen und ihren Kindern müssen deutlich verbessert werden. Sprachförderung für alle Kinder muss frühzeitig, möglichst schon in den Kindertageseinrichtungen im zweiten Lebensjahr, erfolgen. Deshalb haben wir die Mittel dafür bereits in den letzten Jahren erhöht. Der muttersprachliche Unterricht für MigrantInnenkinder soll ausgebaut werden. Viele Kinder mit Migrationshintergrund wachsen zweisprachig auf. Durch das Programm der doppelten Alphabetisierung wollen wir mehrsprachig aufwachsende Kinder gezielt fördern.

Ein bilinguales Angebot, z.B. deutsch-türkisch oder deutsch-arabisch, an einem Gymnasium oder an einer Gesamtschule wäre - im Gegensatz zu einem Privatgymnasium - eine wirkliche Bereicherung der Dortmunder Schullandschaft.

Um Kinder mit Migrationshintergrund gezielt zu fördern, muss die Elternarbeit intensiviert werden. Die Stärkung der Kompetenzen der Eltern hat direkte Auswirkungen auf die Stärkung der Kinder. Insbesondere die Elterncafés sind deshalb zu erhalten und auszubauen. Ergänzende Sprachkurse für Familienangehörige ausländischer SchülerInnen sollen die Integration durch die Schule fördern (siehe auch Integration statt Ausgrenzung, S. 95).