Schriftzug auf Pappe: Wählen gehen - Alle Kreuze für GRÜN

Bündnis 90/DIE GRÜNEN Kreisverband Dortmund

Königswall 8, 44137 Dortmund
Fon: 0231 - 12 11 71
Fax: 0231 - 12 11 64
Mail: info@gruene-dortmund.de
www.gruene-dortmund.de

Kommunalwahlprogramm 2009

Umwelt, Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr

3. Wohnen

Was haben wir erreicht?

  • Die Beratung für MieterInnen, die von Wohnungsverkäufen betroffen sind, wurde verbessert.
  • Dortmund wurde zur Modellstadt für nachbarschaftliche Wohnformen. Auf GRÜNE Initiative wurde im Wohnungsamt eine zentrale Stelle zur Unterstützung von Menschen eingerichtet, die alternative Wohnformen suchen.
  • Wir haben uns für eine Begrenzung der Ausweisung von neuem Bauland eingesetzt und erreicht, dass z.B. Wickede-West nachrangig entwickelt wird.

Das Thema Wohnen ist aktueller denn je. Die sog. Heuschrecken kaufen ganze Wohnungsbestände auf, verkaufen, zerstückeln und privatisieren sie, bis die Siedlungen heruntergewirtschaftet sind. Auf Landesebene haben sich GRÜNE durchgängig mit der Thematik befasst, um - wenn auch vergeblich - Verkäufe wie die der Wohnungen der Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen (LEG) durch die Landesregierung zu verhindern und zumindest die Folgen der Verkäufe aufzufangen.

In Dortmund haben wir erreicht, dass das Wohnungsamt neben seiner hervorragenden Wohnungsmarktbeobachtung auch beratend tätig ist, um in Zusammenarbeit mit MieterInnenvertretungen, öffentlichen und privaten Wohnungseigentümern negative Folgen für die MieterInnen zu mildern.

Ein besonderes Anliegen ist uns die Förderung der mittlerweile hoch begehrten nachbarschaftlichen Wohnformen. In diesem Bereich hat sich Dortmund inzwischen zur Modellstadt entwickelt. So können InteressentInnen Optionen für geeignete Grundstücke erwerben. Außerdem wurde auf Initiative der GRÜNEN beim Wohnungsamt eine zentrale Stelle eingerichtet, die jungen, aber besonders auch älteren Menschen dabei hilft, nachbarschaftliche Wohnformen zu entwickeln und als Gruppe Kontakt zu Wohnungsunternehmen aufzunehmen.

Trends auf dem Wohnungsmarkt

"Wir werden weniger, bunter und älter" - die einfache und treffende Aussage zur Bevölkerungsentwicklung gilt auch für Dortmund und wirkt sich deutlich auf dem Wohnungsmarkt aus. Die Ausrichtung auf das "Wohnen in den besten Jahren" wird für den Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren zum Gütesiegel werden - die Dortmunder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (DOGEWO) macht es erfolgreich vor, andere werden sich daran messen lassen müssen. Gepaart mit energetischer Optimierung ist dieser Ansatz ein Zukunftsmodell für den Bestand. Barrierefreies Wohnen ist für Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen und Familien mit Kindern gleichermaßen von Vorteil (siehe auch Demografischer Wandel - älter, bunter und weniger, S. 55).

Genauso wird es immer stärker die Aufgabe der Wohnungsunternehmen sein, an problematischen Standorten gemeinsam zu handeln und z.B. Verantwortung für Quartiersmanagement zu übernehmen. Auch hier spielt die Stadttochter DOGEWO bereits eine wichtige Rolle und wird dabei von den GRÜNEN unterstützt (siehe auch DOGEWO - mehr Wohnungsbestände in kommunale Trägerschaft, S. 85).

Wohnen befindet sich in einem steten Wandel. Immer mehr Menschen, deren Kinder flügge geworden sind, zieht es zurück in die Stadtmitte, und sie denken frühzeitig daran, wie sie leben möchten, wenn die eigenständige Versorgung schwierig wird. Gleichzeitig schwächt sich der Bauboom bei den Einfamilienhäusern zugunsten von Bestandsgebäuden ab. Das bedeutet, dass sich der Bedarf an Baugebieten mit "Bauträgerhäuschen" vor allem in den äußeren Stadtbezirken deutlich verringern wird. Vor diesem Hintergrund bremsen wir GRÜNE seit Jahren Neuausweisungen wie das riesige Neubaugebiet in Wickede-West und verteidigen das Prinzip der Nachrangigkeit trotz erheblicher Widerstände (siehe auch Bauland satt, S. 65).

Sicherung preiswerten Wohnraums

Der Verkauf der LEG hat allein in Dortmund 11.000 Wohnungen auf den Markt geworfen und damit insbesondere deren MieterInnen in Sorge versetzt. Kaum war die Tinte unter dem Vertrag trocken, da wurde auch bereits die vertraglich zugesicherte Instandsetzungsverpflichtung reduziert. Für uns GRÜNE geht es vor allem um den Schutz der MieterInnen vor den Auswirkungen des Ausverkaufs an "Heuschrecken". Aber es geht auch darum, dass ganze Stadtteile nicht in einen Abwärtsstrudel geraten. Letztlich werden wir uns in den nächsten Jahren Entwicklungen stellen müssen, an deren Ende die Entscheidung für einen Abriss heruntergewirtschafteter Immobilien stehen kann.

Bevor es dazu kommt, sind alle Alternativen auszuloten, entweder die Übernahme von Siedlungen durch einen verlässlichen Partner wie z.B. die DOGEWO oder - bei kleineren Beständen - durch Genossenschaften oder andere alternative Rechtsformen.

Stärkung von Wohnquartieren

Zunächst aber sollte in den Stadtteilen, bei denen besonderer Handlungsbedarf zur sozialen Stabilisierung festgestellt wurde, ein Quartiersmanagement nach dem Vorbild der Nordstadt eingerichtet werden. Die Beteiligung der AntwohnerInnen vor Ort führt zu einer stärkeren Identifikation mit dem Wohnstandort. Dazu gehört eine Vernetzung von Dienstleistungsangeboten unterschiedlicher Anbieter, um sowohl für ältere Menschen als auch junge Familien, Alleinerziehende und Jugendliche Hilfestellung bei der Bewältigung des Alltags anbieten zu können. Die kleinräumigen Analysen im Masterplan Wohnen bieten hier Ansatzpunkte, die GRÜNE vor Ort umgesetzt sehen wollen.

Unterstützung überforderter EigentümerInnen

Die Erfahrung zeigt, dass nicht nur MieterInnen Beratungsangebote benötigen. Zunehmend kann man in Stadtteilen wie der Nordstadt das Phänomen der "überforderten EigentümerInnen" wahrnehmen. Notwendige Modernisierungen und Instandsetzungen werden nicht mehr vorgenommen, die Häuser werden preiswert abgewohnt oder stehen leer. Andere vermieten geschäftstüchtig Häuser ohne jeden Standard zu horrenden Preisen an MieterInnen, die nur kurze Zeit hier arbeiten. Das Modellprojekt "Housing Improvement District" (HID, Aufwertung von Wohngebieten) in der Brunnenstraße zeigt auf, wie die Kommune mit Wohnungsmarktakteuren, EigentümerInnen und MieterInnen vor Ort zur eigentümerorganisierten und -finanzierten Aufwertung von reinen und allgemeinen Wohngebieten zusammenarbeiten kann. Wir GRÜNE unterstützen einen solchen Weg auch an anderen Stellen im Dortmunder Stadtgebiet, wenn durch den Landtag hierfür die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.

Bauland satt

Die großzügige Ausweisung von Bauland zur Reduzierung der Abwanderung aus Dortmund war GRÜNEN oft ein Dorn im Auge. Mittlerweile hat der Markt reagiert, der Boom ist vorbei - zurzeit hat Dortmund Baugebiete ausgewiesen, die bei der augenblicklichen Bautätigkeit für die nächsten 15 Jahre ausreichend Grundstücke bieten. So wurden im Jahr 2006 noch 886 Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser erteilt, im Jahr 2007 waren es nur noch 504.

Wir GRÜNE fordern deshalb eine Begrenzung bei der Ausweisung neuer Wohnbauflächen. Wir wollen insbesondere jene Flächen schützen, die für Natur und Landschaft eine wichtige Bedeutung haben.

Angesichts der zurückgehenden Nachfrage sollten große Wohnbauflächen (z.B. Hohenbuschei, Phoenix-Ost) nicht gleichzeitig erschlossen und stückweise vermarktet werden. Eine Steuerung der Vermarktung auf der Grundlage einer Bedarfsanalyse für die Stadtbezirke soll dazu beitragen, dass geschlossene Neubaugebiete entstehen statt eines Flickenteppichs einzelner Eigenheime ohne soziale Infrastruktur.

Wir setzen uns dafür ein, dass die Energiestandards für städtische Grundstücke auch Maßstab für andere Grundstücke werden. Der bekannteste Energiestandard für eine Förderung durch die KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist das KfW-60-Haus bzw. jetzt KfW-Effizienzhaus 70, das sich in Dortmund mittlerweile als Standard in allen städtischen Baugebieten durchgesetzt hat. Wir GRÜNE wollen die "nächste Stufe zünden" und das KfW-Effizienzhaus 55 zum Markenzeichen der Energiesparstadt Dortmund machen. Darüber hinaus wollen wir in Dortmund ein Modellprojekt mit Plusenergiehäusern wie in Freiburg umsetzen (siehe Klimaschutz ist machbar - kommunales Handlungsprogramm, S. 52).

Vielfalt der Wohnformen

Innerhalb der Baugebiete sind alle Wohnformen nebeneinander zu entwickeln, das heißt Mietwohnungen sollen genauso ihren Platz haben wie Eigenheime, Wohnprojekte für unterschiedliche Zielgruppen, Angebote für junge und alte Menschen.

Gerade in Anbetracht des demografischen Wandels wollen wir Wohnen in generationsübergreifenden, sozialen und ökologischen Wohnformen weiter unterstützen. Die Erfahrung auch in Dortmund zeigt, dass das Spektrum der Aktivitäten von Kinderbetreuung, Existenzgründung, künstlerischen Tätigkeiten, Hilfeleistungen für ältere und behinderte Menschen bis zu der Möglichkeit reicht, Arbeit und Leben am selben Ort zu verwirklichen. Solche Wohnprojekte sind fast immer ein besonderer Kristallisationspunkt nachbarschaftlichen Lebens im Quartier und bieten eigenständig, ohne städtische Finanzierung, Infrastruktur wie z.B. Gemeinschaftsräume.

Diese Gruppen brauchen professionelle Unterstützung, nicht nur bei Fragen zu Rechtsformen und Finanzen. GRÜNE wollen die vorhandenen Angebote sichern und erweitern und sich dafür einsetzen, dass städtische Grundstücke bei Bedarf auf Erbpachtbasis vergeben werden. Die Unterstützung bei der Suche, Vergabe und Optionierung von Grundstücken für Wohngruppen durch das Wohnungsamt ist fortzuführen und zu erweitern. Die Stadt selbst könnte besondere Gebiete analog zu Städten wie Tübingen, Freiburg, Hamburg oder Köln zu einem Standort für Baugruppen entwickeln, z.B. den Güterbahnhof-Ost. Je nach Standort wäre auch eine Verbindung mit dem Ziel einer autoarmen Siedlung möglich.

Altbausanierung und Sicherung des Bestands

Bei Altbauten besteht ein großer Handlungsbedarf im Hinblick auf ihre energetische Situation und die Heizkosten. Die Einführung des Energiepasses war ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus halten wir ein Förderprogramm für die ökologische Optimierung im Altbau für dringend erforderlich. Hier schlummert nach wie vor ein gigantisches Energieeinsparpotenzial.

Bestände werden in Zukunft immer mehr um langfristige MieterInnen konkurrieren. Wir GRÜNE unterstützen alle Angebote im Umweltbereich. Ein Beispiel ist das MieterInnenmobil, das heißt ein VRR-Ticket als Zugabe zur Miete. Ein weiteres Beispiel sind Carsharing-Modelle zur Reduzierung der Kfz-Kosten im Haushalt (zurzeit ein Agenda-Projekt). Solche Maßnahmen müssen Standortfaktoren werden, damit sie auch ohne öffentliche Unterstützung NachahmerInnen finden.